TEMPEL DER OPULENZ

TEMPEL DER OPULENZ

VON ANJA FAHS
(Veröffentlicht in THE GAZETTE Ausgabe 02 im April 2023)

Wo Dionysos auf Damien Hirst trifft: Das Bacchanalia präsentiert ein ein-zigartiges Konzept aus epischer Kunst, mediterranem Fine-Dining und einem der besten Weinkeller Londons.

Nach den Bacchanalien, den römischen Bacchus-Festen oder griechischen Dionysen, die mit wildester Ausgelassenheit in der Antike gefeiert wurden, hat der Londoner Gastronomie-Tycoon Richard Caring sein neues Restaurant benannt. Das Bacchanalia war eine der aufsehenerregendsten Neueröffnungen im noblen Londoner Stadtteil Mayfair in den letzten Jahren. Dazu trägt ein Quintett überlebensgroßer, neoklassizistischer Skulpturen des legendären Künstlers Damien Hirst sicherlich bei. Handgemalte Fresken an der Decke und an den Wänden, griechische Säulen und über 2.000 Jahre alte griechische und römische Kunstwerke verwandeln das Restaurant in ein Fantasieland des Eskapismus, das, zusammen mit einem von der italienischen und griechischen Küche inspirierten Menü, den Gästen ein unvergessliches Erlebnis bieten soll.

Um seine Vision von einem Luxus-Italiener zu verwirklichen, engagierte Richard Caring den Architekten seines Vertrauens, Martin Brudnizki. Er gilt als Champion der Hospitality-Architektur und zeichnet sich auch für das Design von Richard Carings erfolgreichen Restaurants „Sexy Fish“ und „Annabels“ verantwortlich. Den absoluten Coup landete Caring jedoch mit seinem Künstler-Freund Damien Hirst, der für ihn gigantische Larger-than-Life-Skulpturen schuf. Sie sind das Epizentrum im Restaurant und zeigen unter anderem Pegasus, einen geflügelten Markus-Löwen und Medusa – für die angeblich Hirsts Freundin Sophie Cannell Modell stand. Nach dem Vorbild ihres Körpers formte Damien Hirst die wunderschöne Gorgone und übertrug sogar Sophies Tattoos mit auf die Statue. Damien Hirst, Turner-Prize-Preisträger und Begründer der Young-British-Artist-Bewegung, polarisiert seit Langem die Kunstszene. Seine Werke wie beispielsweise „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living“ oder „For the Love of God“ sind legendär.

Ebenso ikonisch sind seine Formaldehyd-Installationen, die lebensgroße Tiere in Tanks zeigen. Sie sind bereits in einigen Restaurants zu finden, so beispielsweise Kalb und Hahn im Londoner Restaurant Tramshed oder ein imposantes Shark-Tank-Triptychon an der Palms Casiono Bar in Las Vegas. Unbestritten ist, dass Damien Hirst etwas von beeindruckenden Skulpturen und dramatischer Inszenierung versteht. „Große Kunst – oder gute Kunst – ist, wenn man sie ansieht, sie erlebt und sie im Gedächtnis bleibt“, sagt Damien Hirst. „Ich glaube nicht, dass sich konzeptionelle Kunst und traditionelle Kunst so sehr unterscheiden. Große Kunst ist, wenn man nicht aufhören kann, darüber nachzudenken, dann wird sie zu einer Erinnerung.“ Das wird ihm mit seinen Skulpturen im Bacchanalia bestimmt gelingen.

Aber nicht nur Damien Hirsts Figuren sind spektakulär im Bacchanalia, ein weiteres Highlight sind die großflächigen Wand- und Decken-Murals von Gary Myatt. Er hat sich bereits mit imposanten Gemälden in der Brasserie „Les Jardins du Presbourg“ in Paris und auch im superexklusiven Members-only-Club des Londoner Annabel’s verewigt. Sein Bild an der Stirnseite im Bacchanalia ist eine Hommage an das berühmte Kunstwerk „Les Romains de la décadence“ von Thomas Couture, das im Pariser Musée d’Orsay hängt. Beim Original fehlen jedoch kleine, augenzwinkernde Details, die Gary Myatt als kongeniale Reminiszenz an die moderne Gesellschaft ins Bild geschmuggelt hat, so beispielsweise die Golden Gate Bridge im Hintergrund, in einem Teilbereich sieht man jemanden ein Selfie machen und eine der Personen auf dem Bild trägt eine Apple Watch.

Neben der Kunst als Augenschmaus werden auch die feinen Gourmet-Gaumen der Gäste vom renommierten Chefkoch Athinagora Kostakos verwöhnt. Er nimmt sie mit auf eine kulinarische Reise durch die griechische und italienische Küche. Die Gerichte werden bevorzugt am Tisch angerichtet und sollen ein ein Fest wie ein Theaterstück für die Gäste bieten. Die Karte bietet Klassiker wie frisch gemischtes Rindertartar, ganzer Wolfsbarsch oder Lammkeule. Saisonal wird den Gästen ein Carpaccio von der Seebrasse geboten oder auch gegrillter Oktopus. Selbstverständlich darf Pasta auf der Karte nicht fehlen, darunter Hummer-Paccheri in cremiger Biskuit-Sauce oder Linguine Vongole. Die Weinkarte wurde von Terry Kandylis, dem Group Wine Director von Richard Carings Caprice Holding, individuell ausgewählt und umfasst über 650 Qualitäten. Dabei ist das Bacchanalia das einzige Restaurant in London, das 25 italienische 100-Punkte-Weine anbietet, darunter Super Tuscan Rotweine. Diese werden bestimmt im noch geplanten exklusiven Members-Only-Club „Apollo’s Muse“ gerne bestellt werden.

Im Zeitalter der beliebten Instagram-Bathroom-Selfies macht die Reise durch die griechisch-italienische Mythologie auch vor den Toiletten des Restaurants nicht halt. So erzählt die Damentoilette die Geschichte des Gartens der Hesperiden mit einem extravaganten Design voller Nymphen und Mosaiken grüner Obstgärten. Die Männer müssen dagegen hinab in die Unterwelt des Hades steigen, wo sie eine düstere Farbpalette und Abbildungen von Panthern, Schlangen und Stieren erwartet. Somit kann man sich Bacchanalias Opulenz und seinem höchst unsubtilen Charme nur schwer entziehen, wie Jimi Famurewa, britischer Journalist, Autor und Restaurantkritiker, im Evening Standard schrieb. Er betitelte das Restaurant als einen „in Marmor gehauenen Mittelfinger für Zurückhaltung und Anstand“, das jedoch alles andere als langweilig sei.

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Über Damien Hirst:

Damien Hirst ist ein britischer Bildhauer, Maler, Konzeptkünstler und Kurator einzelner Ausstellungen. Er ist Turner-Prize-Preisträger und Begründer der Young-British-Art-Bewegung.

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www.bacchanalia.co.uk

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Picture credit © Bacchanalia


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